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Kirche
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Religionsauffassung
Bluesmessen
Darstellungen

Der ehemalige Bausoldat und Amateurmusiker Günter Holwas  bot 1979 dem Pfarrer  der Samaritergemeinde in Berlin Rainer Eppelmann an, Blueskonzerte für gemeinnützige Zwecke zu veranstalten.

Eppelmann organisierte die Veranstaltungen zusammen mit dem Pfarrer Heinz-Otto Seidenschnur als Gottesdienste. Die Teilnehmer setzten sich vor allem aus Jugendlichen zusammen, die verschiedenen sogenannten Subkulturen angehörten.

Die Konzerte wurden als kirchliche Veranstaltungen, also als "Bluesmessen" abgehalten. Die Teilnehmerzahl wuchs schnell an, so daß bereits am 1.6.1979 zum Pfingsttreffen der FDJ mehrere hundert Jugendliche erschienen.

Aufgrund tumultartiger Zwischenfälle wegen des riesigen Andrangs in der viel zu kleinen Kirche drohte die Regierung mit Polizeieinsätzen. Deshalb wurde zunächst die benachbarte Auferstehungskirche einbezogen. Letztlich zog man dann aber in die Lichtenberger Erlöserkirche um. Dort konnten nun auf dem Freigelände bis zu 9.000 Menschen zusammenkommen.

Eppelmann und Seidenschnur bauten einen Helferkreis aus ca. 50 Personen auf, die die Veranstaltungen vorbereiten. Neben der Musik wurden Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten für die Jugendlichen geboten. Stände mit Materialien wurden aufgebaut, Räume für Diskussionsrunden bereitgestellt. Hauptthema war die Alltagswelt der Jugendlichen mit all ihren Problemen (Beschränkung der individuellen Persönlichkeit, Gewaltbereitschaft der Jugendlichen, Resignation...) Auch zur politischen Situation (Mauer, Wehrunterricht, Wahlbetrug...) konnte man sich äußern, man las Texte von umstrittenen Intellektuellen wie Biermann.

Die Regierung interpretierte die Bluesmessen als Sabotage der offiziellen Jugendpolitik und versuchte unter dem Vorwand unzureichender Hygiene, Verkehrsbehinderungen, Alkoholmißbrauch, Ruhestörung etc. die Veranstaltungen zu verhindern. Darüber hinaus besuchten Sicherheitsbeamte die Veranstaltungen, um demonstrativ die Reden mitzuschreiben und die Teilnehmer zu fotografieren.

Die Veranstalter wehrten sich, indem sie die Zersetzungsversuche öffentlich machten. Unglücklicherweise stießen die Anschuldigungen der Regierung bei den Kirchenleitungen des öfteren auf Verständnis, so daß Bischof Schönherr mehrfach betonte, daß sich auf den Bluesmessen Asoziale treffen würden. Als Eppelmann 1981 die Kirchenleitung um Unterstützung angesichts der großen Resonanz der Veranstaltungen bat, sah diese ihre Chance gekommen, auch inhaltlich einzugreifen.

Schließlich wurden die Bluesmessen 1986 eingestellt.