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Arbeiteraufstand
Darstellungen

Bei den nachfolgenden Texten handelt es sich nicht um objektiv-wissenschaftliche Darstellungen der Ereignisse am 13. August 1961. Die Texte sind sowohl ost- als auch westdeutschen Schulbüchern, Zeitungen und anderen Medien entnommen. Sie reflektieren unterschiedliche Standpunkte und sind daher kritisch zu lesen. Dem Leser eröffnet sich anhand der Texte die Möglichkeit eines selbständigen Vergleiches von Ideologien und  Argumentationsstrukturen.

 

DDR-MEDIEN

HINWEIS: Der nachfolgende Text ist einem chonologischen Nachschlagewerk der DDR entnommen. (Ausgabe 1967)1

Unter Ausnutzung der offenen Grenze zu Westberlin provozieren die aggressiven Kräfte der USA, der Bundesrepublik und Westberlins mit Hilfe ihrer Agentenorganisationen einen konterrevolutionären Putschversuch im demokratischen Sektor von Berlin und in einigen Städten der DDR. Ziel des Putsches ist der Sturz der Arbeiter-und-Bauern-Macht, die Beseitigung der revolutionären Errungenschaften.

Horden von Provokateuren terrorisieren Antifaschisten, von denen einige ihren Verletzungen erliegen, dringen in Büros demokratischer Organisationen und staatlicher Dienststellen, in Warenhäuser und Buchhandlungen ein, legen Brände und richten Verwüstungen an. Der Stellvertretende Ministerpräsident Nuschke wird nach Westberlin verschleppt und 2 Tage in Haft gehalten. Die von den Putschisten und ihren Hintermännern ausgegebene Losung zum Generalstreik wird nur von einer Minderheit der Arbeiter befolgt. Von der Mehrheit der Bevölkerung isoliert, werden die Putschisten durch das entschlossene Eingreifen der bewaffneten Organe der DDR und der sowjetischen Truppen geschlagen. In einer Reihe von Betrieben bilden sich Arbeiterwehren, die die Provokateure vertreiben.

 

HINWEIS: Der nachfolgende Text und die dazu gehörige Abbildung mit Bildbeschriftung sind dem DDR-Lehrbuch für das Fach Staatsbürgerkunde der Klasse 8 entnommen.
(Ausgabe 1984)2

Am 17. Juni 1953 drangen Provokateure in die DDR ein und gewannen in Berlin, Leipzig, Halle und einigen anderen Städten der DDR Gruppen von Werktätigen zum Streik. Die aus Westberlin eingeschleusten Konterrevolutionäre richteten sofort ihre Aktivität gegen staatliche Dienststellen, Einrichtungen der SED, der anderen Parteien und der Massenorganisationen sowie gegen fortschrittliche Bürger . In einigen Fällen wurden faschistische Kriegsverbrecher, die in Strafanstalten der DDR ihre gerechte Strafe verbüßten, aus den Gefängnissen geholt. Sie hetzten die Massen zum Mord an Volkspolizisten und Parteifunktionären auf.

Jedoch die Mehrheit der Bevölkerung behielt Ruhe und Übersicht und ließ sich nicht zu solchen Ausschreitungen mißbrauchen. Sowjetische Truppen zerschlugen gemeinsam mit unseren Sicherheitsorganen die konterrevolutionären Kräfte. Innerhalb von 24 Stunden brach der Putschversuch zusammen.

Durch gute Produktionsleistungen bewiesen die meisten Werktätigen, daß sie mit den gefährlichen Plänen des Imperialismus nichts zu tun haben wollten.

 

“Auf dem Marsch zu einer Großkundgebung in Karl-Marx-Stadt
nach den Ereignissen am 17. Juni 1953”

[Auf dem Plakat ist zu lesen: WERKTÄTIGE: STÄRKT DAS VERTRAUEN ZUR PARTEI DER ABREITERKLASSE UND IHRER REGIERUNG!]

BRD-MEDIEN

HINWEIS: Der nachfolgende Text ist einem bundesdeutschen Lehrbuch für das Fach Geschichte entnommen. (Ausgabe 1967)3

Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953

Als im Frühjahr 1953 Josef Stalin gestorben war, erfüllte neue Hoffnung die Völker unter sowjetischer Fremdherrschaft. Gespannt verfolgten sie die Machtkämpfe der sowjetischen Führer um die Nachfolge Stalins.

Besonders groß war die Erregung in der Bevölkerung der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands. Von Jahr zu Jahr war die Freiheit stärker eingeengt worden. Da geschah, was niemand in der Welt erwartet hatte: Die deutschen Arbeiter erhoben sich gegen ihre Zwingherren!

Der Aufstand begann in Berlin. Wieder einmal wollte die SED-Regierung die Arbeitsnormen erhöhen. Die Löhne aber sollten nicht heraufgesetzt werden. Da legten die Bauarbeiter an den Baustellen der Stalinallee am 16. Juni die Arbeit nieder und marschierten zur Wilhelmstraße, dem Sitz der Regierung. Sie wollten Ulbricht sprechen und Grotewohl, den Ministerpräsidenten. Doch diese ließen sich nicht blicken. An ihrer Stelle erschien der Minister für die Industrie. “Wir wollen frei sein!”, riefen ihm die Arbeiter entgegen. “Weg mit den Normen! Wir fordern freie und geheime Wahlen!” Es wurde beschlossen, am nächsten Tag den Generalstreik auszurufen.

Wie ein Lauffeuer breitete sich die Kunde von dem mutigen Protest der Bauarbeiter in Berlin aus und drang hinaus in die Zone. Am 17. Juni stand ganz Mitteldeutschland in hellem Aufruhr. In Berlin, in Leipzig, Magdeburg, Dresden und vielen anderen Städten und Dörfern sammelten sich die Menschen zu machtvollen Kundgebungen für die Einheit und Freiheit ihres Vaterlandes: “Schluß mit der Herrschaft der SED. Wir fordern ein einiges und freies Deutschland!”

In Berlin holten beherzte Männer die rote Fahne vom Brandenburger Tor. Unter dem Jubel der Volksmenge hißten sie die Berliner Bärenflagge. In einigen Städten stürmten die Arbeiter die Gefängnisse und befreiten die politischen Häftlinge. Aus den Fenstern der SED-Büros flogen Propagandaschriften, Akten und Uniformen auf die Straße. Spruchbänder, Fahnen und Stalinbilder, die verhaßten Symbole der Knechtschaft, gingen in Flammen auf.

In den Mittagstunden des 17. Juni griff die rote Armee ein. Panzerwagen trieben das Volk von den Straßen. Im Feuer ihrer Kanonen und Maschinengewehre brach der Aufstand zusammen. Das war die Antwort, die das “Vaterland der Werktätigen” dem Ruf der deutschen Arbeiter nach Freiheit gab!

Jetzt, als die rote Armee den Aufstand blutig erstickt hatte, wagten sich die SED-Führer wieder aus ihren Schlupfwinkeln hervor. Was wäre am 17. Juni aus ihnen geworden, wenn die Sowjets sie nicht beschützt hätten! So aber konnten sie es wagen, ungestraft ihr schändliches Tun fortzusetzen.

Die mutigen Arbeiter mußten ihr Bekenntnis zur Freiheit mit schweren Kerkerstrafen bezahlen. Viele Zonenbewohner flüchteten in die Westsektoren Berlins und in die Bundesrepublik. Bis zum Jahre 1961 waren es mehr als drei Millionen Deutsche, die Haus und Hof, Hab und Gut zurückließen, getrieben von der Sehnsucht nach einem Leben ohne Furcht und staatlichen Zwang.

 

HINWEIS: Der nachfolgende Text und die Abbildung mit zugehöriger Bildunterschrift sind  einem bundesdeutschen Lehrbuch für das Fach Geschichte entnommen. (Ausgabe 1966)4

Auch in der “DDR” ist im letzten Jahrzehnt die industrielle Produktion kräftig angestiegen. Sie ist nächst der Sowjetunion das wichtigste Wirtschaftsgebiet im europäischen Ostblock. Im Zuge der Arbeitsteilung zwischen Ostblockländern wird in der “DDR” vor allem der Ausbau der chemischen Industrie gefördert. Nach sowjetischem Muster wird die Produktion durch Mehrjahrespläne gelenkt, wobei die Versorgung der Bevölkerung als zweitrangig angesehen wird.

Als 1953 die Versorgungslage besonders schlecht war, die SED-Funktionäre aber trotzdem eine “Normenerhöhung” befahlen, d. h. höhere Arbeitsleistung bei gleicher Bezahlung, begann unter Ostberliner Bauarbeitern ein Proteststreik, aus dem sich am 17.6.1953 im Sowjetsektor von Berlin und in Mitteldeutschland ein Volksaufstand entwickelte. Die Bevölkerung demonstrierte für die Befreiung vom diktatorischen Druck; sie versuchte, die Büros der SED und des Staatssicherheitsdienstes zu stürmen, stellenweise gelang ihr die Befreiung politischer Gefangener. Die hilflosen Machthaber des “Arbeiter- und Bauernstaates” boten gegen die Arbeiter die “Volkspolizei” auf und forderten russische Panzerverbände an. Die sowjetische Militärverwaltung verhängte den Ausnahmezustand, sowjetische Panzer stellten die Ruhe wieder her. Zehntausende wurden verhaftet. Nur kurze Zeit ließ nach dem Volksaufstand der Druck des Regimes etwas nach. Nachdem Ulbricht die zu “weichen” Elemente aus der SED-Führung entfernt hatte, verschärfte sich der geistige und wirtschaftliche Druck um die Durchsetzung der kommunistischen Gesellschaftsordnung aufs neue. [...]

 

                             “Der Aufstand am 17. Juni 1953 in Ostberlin”

Fußnoten:

1Bartel, Horst Prof. Dr. [Hrsg.] u.a., Deutsche Geschichte in Daten, hrsg. vom Institut für Geschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin 1967, S. 876.
2
Beil, Herbert [u.a.], Staatsbürgerkunde Klasse 8, Berlin 1984, S. 98f.
3Lasius, Rolf/ Recker, Hubert, Geschichte, Ein Lese- und Arbeitsbuch, Bd. 3: Das Zeitalter der Weltmächte und Kriege, 14.-18. Aufl., Ratingen 1967, S. 114f.
4Immisch, Joachim [Bearb.], Europa und die Welt, Das 20. Jahrhundert (Zeiten und Menschen. Geschichtliches Unterrichtswerk, Ausgabe B, Bd. 4), Paderborn 1966, S. 237.