Banner_blau
[STARTSEITE] [Impressum] [Datenschutzerklärung] [Intention] [Sitemap] [POLITIK] [WIRTSCHAFT] [KULTUR] [GESELLSCHAFT] [GEOGRAPHISCHES] [CHRONIK] [PERSONEN] [ZEITZEUGEN] [UMFRAGEN] [MEDIEN-TIPPS]
Post
Westpakete

HINWEIS: Beim nachfolgenden Text (Abbildung siehe oben) handelt es sich um einen Zeitungsartikel, der in der Neuen Rhein/Ruhr Zeitung (NRZ) in Westdeutschland im Mai(?) 1952 erschien. Der Text ist als zeitgenössisches Quellenmaterial hinsichtlich seiner damals vorliegenden Informationen über die DDR und seiner politischen Absichten kritisch zu lesen.

 

Schickt Pakete zur Sowjetzone

18 Millionen müssen hungern – Hilfe des Westens notwendig

Von unserem Berliner Büro

 

NRZ Berlin.  Die Versorgungskrise in der Sowjetzone verschärft sich von Tag zu Tag. Während bis vor wenigen Wochen nur Fett und Fleisch knapp waren, sind jetzt so gut wie alle Lebensmittel Mangelwaren. Ohne jede Übertreibung kann gesagt werden, daß die Bevölkerung der Sowjetzone Hunger leidet.

 

Jedes Paket aus dem Westen ist für die Menschen in der Sowjetzone ein kostbares Geschenk. Die Wirkung solcher Pakete ist mit den Geschenksendungen zu vergleichen, die viele Einwohner der Bundesrepublik und West-Berlins vor der Währungsreform aus dem Ausland erhalten haben.  Heute wird es in West-Berlin als eine der dringendsten Aufgaben des Westens angesehen, die Sowjetzonen-Bevölkerung mit Lebensmittelsendungen zu unterstützen. Die Zeitungen und der Rundfunk appellieren täglich an die Bevölkerung: „Vergeßt nicht unsere Brüder und Schwestern in der Zone. Schickt ihnen Pakete!“ Die NRZ ist auf Grund umfangreicher Nachforschungen in der Lage, ihren Lesern eine verbindliche „Gebrauchsanweisung“ für Lebensmittelpakete zu geben.

 

Seit dem 18. Oktober laufen in der Sowjetzone sämtliche Pakete aus dem Westen durch sogenannte Kontrollpunkte. Hier werden sie von SSD-Beamten [Anm.: SSD=Staatssicherheitsdienst] und Beauftragten der Post auf ihren Inhalt kontrolliert. Etwa jedes zehnte bis fünfzehnte Paket wird zurückgeschickt, weil es den Bestimmungen nicht entspricht.

 

Über die Art der Bestimmungen besteht auch heute noch keine restlose Klarheit. Sicher ist nur Folgendes: Es können Pakete bis zu 7 kg und Päckchen bis zu 2 kg versandt werden. Der Versandt von Kaffee und Kakao ist, wie bereits mehrfach gemeldet, auf je 250 g beschränkt, der Versand von Tabakwaren auf 50 g.

 

Andere Beschränkungen bestehen vorerst nicht, jedoch ist wichtig, daß man folgendes beachtet: Der Inhalt der Pakete muß möglichst reichhaltig sein, d. h., ein Paket soll möglichst viele Sorten von Waren enthalten und in keinem Fall mehr als ein Kilogramm Fett.  Für Textilien, die in der Sowjetzone ebenfalls zu den Mangelwaren gehören, gilt die interne Vorschrift der Sowjetzonen-Behörden, daß zwei Paar Strümpfe für Damen, Herren oder Kinder, eine Wäschegarnitur für Damen oder eine für Herren und ein Oberhemd oder ein Schlafanzug als Geschenksendung anerkannt und ohne Beanstandung an den Empfänger in der Sowjetzone ausgeliefert werden. Alles, was an Textilien über die angeführten Dinge hinausgeht, ist warenbegleitscheinpflichtig. Das gilt insbesondere für Kleiderstoffe oder für neue Kleider. Dagegen werden Schuhe und Kleider, bei denen klar zu erkennen ist, daß sie gebraucht sind, nicht beanstandet.

 

Unter keinen Umständen dürfen den Paketen Zeitungen oder andere Druckschriften, auch nicht als Packmaterial, beigelegt werden. Dieses führt zur sofortigen Beschlagnahme der gesamten Sendung.  Wichtig ist, daß alle Pakete in deutlicher Druckschrift „Geschenksendung. Keine Handelsware“ tragen und ihnen ein Inhaltsverzeichnis in doppelter Ausführung mit genauer Angabe aller in dem Paket enthaltenen Waren beiliegt.  Ferner ist zu beachten, daß als Absender unter allen Umständen eine Privatadresse angegeben sein muß.