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Ostalgie-Shows
Pressestimmen

HINWEIS: Der nachfolgende Artikel1 erschien am 13. August 2003 in der Zeitung “Die Welt”.

"Boulevardisierung der DDR-Geschichte zeigt schon jetzt Wirkung"

Die ausufernde Ostalgie-Welle begeistert nicht alle. Manche wie Freya Klier sehen darin eine bedenkliche Tendenz, die SED-Diktatur zu verharmlosen. Klier saß wegen "Republikflucht" im Gefängnis, gehörte zu den Gründern der DDR-Friedensbewegung und wurde mit Berufsverbot belegt. 1988 wurde sie ausgebürgert. Mit ihr sprach Guntram Doelfs.

Die Welt: Walter Momper kritisiert, dass die Geschichte der DDR zunehmend verklärt wird. Teilen Sie Mompers Position?

Freya Klier: Die Gefahr der Verklärung wird größer. Die Boulevardisierung der DDR-Geschichte zeigt schon jetzt große Wirkung. Ich kann nicht sehen, dass da Gegenmaßnahmen getroffen werden, besonders an den Schulen nicht. Dort wächst eine Generation heran, die keinerlei Vorstellung davon hat, was eine Diktatur ist. Dieser Entwicklung werden wir viel zu wenig gerecht. Für diese junge Generation ist ein FDJ-Hemd hip. Von mir aus, aber es wäre gut, wenn sie wenigstens ein wenig über die DDR wüsste. Bei Schülern bemerke ich häufig eine "Verklärung pur' der DDR, während das Wissen über sie in dieser Generation gen Null tendiert. Das müssen wir aufbrechen.

Die Welt: Sie haben kritisiert, an Berliner Schulen würde die DDR-Geschichte geschönt. Hat die Kritik gewirkt?

Klier: Kaum. Besonders in Ost-Berliner Schulen besteht weiter wenig Interesse an Aufklärung, wird noch immer ein geschöntes Bild der DDR vermittelt. Das merkt man, wenn man mit den Schülern spricht. Es passiert nichts, aber was soll man von einem Senat erwarten, wo die PDS in der Regierung sitzt? Wir müssen den Schülern vielmehr ein kritisches Gesamtbild der DDR näher bringen, sie stärker aufklären. Ein positives Beispiel ist die diesjährige Aufarbeitung des 17. Juni gewesen, die wie ein Leuchtturm in der Brandung steht. Daran sollten wir uns künftig orientieren.

Die Welt: Die DDR wird zunehmend ein Bestandteil der aktuellen Popkultur, mehrere Fernsehsender planen "DDR -Shows".

Klier: Eine bedenkliche Tendenz. Zwar ist es gut, dass mit 13-jähriger Verspätung auch der Alltag der DDR Einzug hält in unsere Betrachtungen. Darum bin ich im Prinzip für solche Sendungen. Ich halte es aber für bedenklich, wenn stehen bleibt, dass die DDR ein einziges fröhliches Schunkeln war. Sie droht auf "Good bye, Lenin!" zusammenzuschnurren. Das hilft keinem - schließlich war die DDR nicht so.

 

HINWEIS: Der nachfolgende Artikel2 erschien am 3.10.2002 auf der Website des ZDF.

SUCHE NACH DER VERLORENEN ZEIT
Historiker fordert stärkere Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte

Zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober hat der Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig, Rainer Eckert, eine stärkere Vermittlung von DDR-Geschichte an den Schulen gefordert. Während die Forschung über viele Teilbereiche der DDR weit voran geschritten sei, gebe es große Defizite bei der Vermittlung der Erkenntnisse an Jugendliche, so Eckert.

Dazu sei es nötig, dass Lehrer und andere Multiplikatoren verstärkt an Fortbildungen teilnehmen, so der Historiker. Entsprechende Angebote und Unterrichtsmaterialien seien vorhanden. Jetzt komme es an den Schulen darauf an, diese Angebote auch wahrzunehmen. In der Vergangenheit habe er die Erfahrung gemacht, dass das Interesse an DDR-Geschichte bei Schülern offenbar größer ist als bei Lehrern, sagte Eckert.

Eckert plädierte zudem für eine bessere finanzielle Ausstattung von Organisationen, die sich wie etwa ehemalige Gruppen von DDR-Bürgerrechtlern und "antistalinistische" Opferverbände mit der DDR-Geschichte auseinandersetzen. Dagegen gibt es seiner Meinung nach bereits "ausreichend" Lehrstühle an den Hochschulen, die sich auf wissenschaftlicher Ebene mit dem Thema beschäftigen.

 

Fußnote:

1 http://www.welt.de/data/2003/08/13/152279.html*
2 http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/7/0,1367,POL-0-2017223,00.html*