HINWEIS: Der nachfolgende, einem DDR-Lexikon entnommene Text begründet und erläutert die Bodenreform. Die Darstellungsweise rechtfertigt die Aktion und ist kritisch
zu lesen. Um das Erfassen des umfangreichen Textes zu erleichtern, wurden wichtige Passagen fett markiert.
In der Erkenntnis, daß die demokratische Bodenreform eine unaufschiebbare politische, wirtschaftliche und soziale Notwendigkeit war, orientierte die KPD in ihrem
Aufruf vom 11.6.1945 die Werktätigen auf die schnellste Durchführung der Bodenreform. Die Bodenreformverordnungen wurden von den Landes- und Provinzialverwaltungen im Gebiet der
damaligen sowjetischen Besatzungszone Anfang September 1945 erlassen. Entschädigungslos enteignet wurde der gesamte Großgrundbesitz über 100 ha
Betriebsfläche und unabhängig von der Größe der Grundbesitz des ehemaligen Deutschen Reiches, der Kriegsverbrecher und Faschisten, einschließlich der Gebäude, des Inventars usw. Die 3,3 Millionen ha
enteigneten Landes wurden in den Bodenfonds übergeführt, das waren 31% der Gesamtfläche oder 35% der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Gebietes der DDR. Aus dem Bodenfonds wurden
2,2 Millionen ha Land an 559.089 Bodenbewerber verteilt. So entstanden 210.276 Neubauernwirtschaften mit einer durchschnittlichen Größe von 8,1 ha.
Zur Sicherung der sich neu entwickelnden Agrarverhältnisse durften die geschaffenen Wirtschaften im Interesse der Neubauern nicht geteilt, verkauft, verpachtet oder verpfändet
werden. In den von der werktätigen Landbevölkerung gewählten Gemeindekommissionen zur Durchführung der Bodenreform
arbeiteten über 52.000 Industrie- und Landarbeiter, Kleinbauern und Umsiedler entscheidend an der Durchführung der demokratischen Bodenreform mit. Die Durchführung der Bodenreform vollzog sich in härtestem Klassenkampf, da die Großgrundbesitzer und ihre Interessenvertreter erbittert um ihren
riesigen Besitz auf dem Lande kämpften. Doch gelang es unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei, die seit Jahrhunderten erträumte Bauernbefreiung durchzuführen und die
Forderungen der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848 bzw. 1918 zu erfüllen. Große Unterstützung erhielten die Neubauern durch die demokratischen
Verwaltungsorgane sowie durch die Vertreter der sowjetischen Militäradministration. Nach der Aufteilung des Landes führte die Arbeiterklasse umfangreiche Maßnahmen zur Festigung der neugeschaffenen Wirtschaften
durch (Ermäßigung in der Pflichtablieferung landwirtschaftlicher Produkte, Saatgut- und Viehbereitstellung, Kredite, Neubauernbauprogramm; auf Grund des Befehls 209 der
SMAD wurden bis 1953 rund 95.000 Wohnhäuser, 104.300 Ställe und 38.470 Scheunen gebaut; Errichtung der MAS usw.).
Die demokratische Bodenreform änderte die Klassenverhältnisse auf dem Lande grundlegend und schuf neue Klassenbeziehungen zwischen der Arbeiterklasse und der werktätigen Bauernschaft.
Der Großgrundbesitz wurde liquidiert und die Landarmut der Bauern beseitigt. Der Mittelbauer entwickelte sich im Verlauf der Jahre nach 1945 zur zentralen Figur auf dem Dorfe. - Durch die
Bildung der VEG und MAS wurde als Ergebnis der Bodenreform Volkseigentum im Bereich der Landwirtschaft geschaffen, auf
dessen Grundlage sich erste sozialistische Produktionsverhältnisse auf dem Lande entwickelten. Durch die demokratische Bodenreform
wurde das Bündnis der Arbeiterklasse mit den werktätigen Bauern auf eine feste ökonomische Grundlage gestellt. Die Arbeiterklasse übernahm die Führung in diesem Bündnis.
Die demokratische Bodenreform beseitigte restlos die ökonomischen Grundlagen des deutschen Imperialismus und Militarismus und alle Wurzeln des Faschismus auf dem Lande. Damit bildete sich eine
wesentliche Voraussetzung für den späteren Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik. Ihre
Vollendung erfuhr die 1945 begonnene Bauernbefreiung durch die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft nach der II. Parteikonferenz der SED 1952.1
Das Thema in der aktuellen Presse:
Märkische Allgemeine, 11.02.2009: Bodenreform-Affäre Klarheit über Verantwortung für Vorgehen*
Berliner Morgenpost, 10.02.2009: Bodenreform: Rückgabe an 470 Berechtigte*
Berliner Zeitung, 22.02.2008: Bodenreform-Affäre überall im Osten?*
Fußnoten:
1Meyers Neues Lexikon, 2., völlig neu erarb. Aufl. in 18 Bänden, Bd. 2, Leipzig 1972, S. 428f., s.v. “Bodenreform - Demokratische Bodenreform in der Deutschen
Demoktratischen Republik”.
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