Adolf Hennecke
Adolf Hennecke war Bergarbeiter und Initiator der Aktivisten- und Wettbewerbsbewegung in der DDR, der sogenannten “Hennecke-Bewegung”.1
Aktivist: Werktätiger, der bei der Erfüllung des Planes außerordentliche Leistungen im sozialistischen Wettbewerb vollbringt und dafür mit dem staatlichen
Titel Aktivist der sozialistischen Arbeit geehrt wird. Der Aktivist wirkt beispielgebend bei der Entwicklung, Anwendung und vollen Nutzung der neuen Technik,
der komplexen sozialistischen Rationalisierung und Automatisierung, der Verbesserung der Arbeitsorganisation und der Durchsetzung neuer Arbeitsmethoden. Er übermittelt seine Erfahrungen den anderen Werktätigen.2
Die Aktivisten genießen alle Vorzüge
Man muß aber auch mehr Gewicht auf die Einführung von Prämien legen. Besonders für technische Erfindungen ist dies die richtige Form. Die betreffenden
Arbeiter sollen einen Anteil am Ertrag solcher Erfindungen und technischen Verbesserungen haben. Auch sonst ist die Bevorzugung der Aktivisten auf allen Gebieten der Versorgung sicherzustellen.3
Aktivist der sozialistischen Arbeit:
staatliche Auszeichnung; der Ehrentitel ist seit 1969 an die Stelle der Auszeichnungen "Aktivist des Sieben- bzw. des
Fünfjahrplanes" (seit 1949) und "Medaille für ausgezeichnete Leistungen" (seit 1951) getreten. Er wird in Verbindung mit einer Medaille an Einzelpersonen in
allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens für hervorragende Leistungen beim Aufbau des Sozialismus un bei der Festigung und Stärkung der DDR
verliehen, wobei vor allem die vorbildliche Durchführung des sozialistischen Wettbewerbs, Durchsetzung der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit, Anwendung
neuer Arbeitsmethoden und aktive gesellschaftliche Tätigkeit gewürdigt werden.4
Aktivistenbewegung: schöpferische Massenbewegung für hohe Arbeitsproduktivität, Senkung der Selbstkosten und Verbesserung der Qualität der
Erzeugnisse. Die Aktivistenbewegung wurde durch die patriotische Tat des Häuers Adolf Hennecke (13.10.1948) ausgelöst, indem er durch eine gut
durchdachte Arbeitsvorbereitung und -organisation seine Tagesnorm mit 387% erfüllte. Die Aktivistenbewegung entwickelte sich unter Führung der Partei der
Arbeiterklasse mit aktiver Unterstützung der Gewerkschaften zu einer großen Kraft für die bewußte Gestaltung der gesellschaftlichen Entwicklung in der DDR.
Aus der Aktivistenbewegung entstanden im Prozeß des Aufbaus des Sozialismus neue Formen und Methoden der Masseninitiative im sozialistischen
Wettbewerb, wie die Neuerer-, Rationalisatoren- und Erfinderbewegung und die sozialistische Gemeinschaftsarbeit.5
Die praktische Bedeutung der Hennecke-Bewegung...
liegt darin, daß sie zeigt, wie die Arbeitsproduktivität beträchtlich erhöht, wie der Zweijahrplan erfüllt, ja vorfristig erfüllt werden kann. Und zwar nicht in erster Linie durch gesteigerte Muskelanstrengung,
sondern vor allem durch bessere Arbeitsvorbereitung und Arbeitsorganisation. Legt nicht das Hauptgewicht auf Rekordzahlen, sagte Herbert Warnke [Anm.: 1. Vorsitzender des FDGB der Sowjetischen Besatzungszone]. Macht die neuen Methoden zum Allgemeingut der Arbeiterschaft! Gerade das ist die Aufgabe der Industriegewerkschaften. Ihre Aufgabe ist es, auf der Grundlage der besonderen
Produktionsaufgaben, der besonderen Erfahrungen und Produktionsbedingungen in jedem einzelnen Industriezweig die Methoden der Hennecke-Bewegung zu entwickeln.6
Aktivistenschule:
Übermittlung neuer Arbeitsmethoden und Produktionsverfahren durch Vorführen am Arbeitsplatz und praktische Anleitung anderer Werktätiger; Form der Qualifizierung in den
sozialistischen Betrieben. Die Aktivistenschule entstand auf der Grundlage der Erfahrungen der sowjetischen Stachanowschulen. Sie ist eine Form des Erfahrungsaustausches zur Anwendung der
neuen Technik und dient zugleich der Hebung des kulturell-technischen Niveaus der Werktätigen. Eine Weiterentwicklung erfährt die Aktivistenschule dadurch, daß Ingenieure und Techniker neue
Technologien, Verfahren und ähnliches den Werktätigen erläutern und sie für deren theoretische und praktische Beherrschung qualifizieren.7
HINWEIS: Der nachfolgende, einem Heft des FDGB entnommene Text anläßlich der Bitterfelder Zonenkonferenz 1948 kritisiert die angeblich feindliche Propaganda der westlichen
Medien gegen die Aktivistenbewegung und ist kritisch zu lesen.
Sie fürchten die Henneckes
Gestattet mir in diesem Zuammenhang einige Worte zu jenen gemeinen Angriffen, die die Westpresse, besonders die UGO-Presse, täglich gegen die Hennecke-Aktivisten losläßt. Ich möchte den
Hennecke-Aktivisten und Adolf Hennecke selbst sagen, der täglich Gegenstand der dreckigsten Anwürfe der Berliner Westpresse ist: Weshalb diese Angriffe auf euch? Weil man nichts so sehr fürchtet
wie die Entwicklung der Masseninitiative in unserer Zone, weil man die Bedeutung dieser Initiative für unsere Planerfüllung kennt und weil man diese Planerfüllung nicht will. Die Klassengegner wissen,
daß die Hennecke-Aktivisten die besten, die klassenbewußtesten Arbeiter sind. Sie haben einen fabelhaften Instinkt. Sie merken es manchmal viel eher als wir, wo die entscheidende Stelle ist, gegen
die sie vom Standpunkt ihrer Interessen loshauen muß. Herbert Warnke [Anm.: 1. Vorsitzender des FDGB der Sowjetischen Besatzungszone] rief unter dem Beifall der Konferenz: Wir sagen euch,
Hennecke-Aktivisten: Es ist eine Ehre, von dieser Bande des “Tagesspiegel” und des “Telegraf” beschimpft zu werden. Es wäre ein schlechtes Zeichen für unsere Tätigkeit, wen die Presseorgane des
Monopolkapitals uns loben würden. Wir werden euch Hennecke-Aktivisten am besten dadurch schützen, indem wir die Gewerkschaftsbewegung, die ganze Arbeiterschaft um euch scharen und die
Begeisterung für die Hennecke-Leistung in immer neue Kreise der Arbeiterschaft tragen.8
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Fußnoten:
1Meyers Neues Lexikon der DDR, 2., völlig neu erarb. Aufl. in 18 Bänden; Bd. 6, Leipzig 1973, S. 230, sv. “Hennecke”.
2Meyers Neues Lexikon der DDR, 2., völlig neu erarb. Aufl. in 18 Bänden; Bd. 1, Leipzig 1972, S. 167. 3Durch politische Klarheit zuu schnellen Erfolgen, Bitterfelder Zonenkonferenz am 25. und 26. November 1948, hg. v. FDGB, Berlin 1949, S. 24.
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