Banner_blau
[STARTSEITE] [Impressum] [Datenschutzerklärung] [Intention] [Sitemap] [POLITIK] [WIRTSCHAFT] [KULTUR] [GESELLSCHAFT] [GEOGRAPHISCHES] [CHRONIK] [PERSONEN] [ZEITZEUGEN] [UMFRAGEN] [MEDIEN-TIPPS]
GESELLSCHAFT
Feiertage
Flucht
Frauen
Freizeit
Gastronomie
Kirche
Mode
jüdisches Leben
Opposition
Post
Reisen
Sport
Verkehr

Maser, Peter, Die Kirchen in der DDR (Deutsche ZeitBilder), hg. v. d. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000, S. 57.Die Kirche war die einzige nicht völlig gleichgeschaltete Institution in der DDR. Eine Losung aus dem Jahr 1971 beschreibt die schwierige Stellung der Kirche gegenüber dem System: “In dieser so geprägten Gesellschaft, nicht neben ihr, nicht gegen sie”.

Seit den 1980er Jahren wurde die Kirche schließlich Ort für Friedens- und Menschenrechtsorganisationen und darüber hinaus Mittlerin zwischen Ost und West.
 

“ ‘Schwerter zu Pflugscharen’. Der Kunstschmied Stefan Nau beim Umschmieden eines Schwertes als Symbol für die Friedensbewegung der evangelischen Kirche während des Kirchentages in Wittenberg im September 1983.”1

Die Aktion hatte einen geschichtlichen Hintergrund: “1957 schenkte die Sowjetunion den Vereinten Nationen in New York eine Plastik des Bildhauers Jewgenij W. Wutschetitsch (1908-1974), die den Titel “Schmieden wir die Schwerter zu Pfügen um” trägt. Die Vision eines kommenden Friedensreiches, die im 4. Kapitel des Propheten Micha zu finden ist”2.

 

 

 

Maser, Peter, Die Kirchen in der DDR (Deutsche ZeitBilder), hg. v. d. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000, S. 137.“Demonstrationen von Mitgliedern der “Kirche von unten” auf der Schlussveranstaltung des Ostberliner Kirchentages im Juni 1987”3

Der vom 24.-28. Juni begangene Kirchentag durfte auf Anordnung der Regierung nicht als Kirchentag der DDR sondern nur als Kirchentag im Rahmen der 750-Jahrfeier der Hauptstadt Berlin stattfinden, zu dem die einzelnen Landeskirchen Vertreter schicken durften. Die einzigen für die Allgemeinheit zugänglichen Veranstaltungen (Vorträge und Foren) fanden am Sonntagnachmittag statt. Dieser Tag bot den verschiedensten Gruppierungen die einzige Gelegenheit, der Öffentlichkeit ihr Anliegen und ihre Arbeit - im Bewußtsein ständiger Überwachung - vorzustellen.4

 

 

Foto: Siegbert Schefke, Quelle: Matthias-Domaschk-Archiv, Berlin“Gründungsmitglieder der “Arche”, Berlin im Januar 1988: v.l.n.r.:
oben: Achim de Haas, Harry Hirsch, Carlo Jordan, Eva Ewald, Henrik de Haas
Mitte: Mitarbeiter “Oase” Erfurt, Mario Hamel, Ivo Piacentini, Frank Pleß, Christine Schult
unten: Andreas Schönfelder, Matthias Voigt”5

Die “Arche”, gegründet am 10. Januar 1988, war ein grünes Netzwerk, das sich aus verschiedenen Gruppierungen zusammensetzte, um sich politisches Gehör zu verschaffen. Die Organisation beschäftigte sich mit Fragen des Umweltschutzes, d.h. unter anderem mit der Verseuchung von Luft und Boden durch die chemische Industrie, veraltete Produktionsanlagen, den Fahrzeugverkehr und die Müllentsorgung.
Die Auseinandersetzung mit dem Umweltschutz war von staatlicher Seite ein Tabu-Thema.  Mittels des Informationsblattes “Arche Nova” wurde - im Zuge der Glasnost-Bewegung (Glasnost= russisch: Transparenz, siehe Wende) - die Umweltpolitik der DDR kritisiert. Darüber hinaus versuchte man, die Bevölkerung beispielsweise durch Einrichtung der sogenannten “Umweltbibliothek” zu erreichen.

siehe auch Informationen zur Umweltbibliothek:

 

 

Maser, Peter, Die Kirchen in der DDR (Deutsche ZeitBilder), hg. v. d. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000, S. 116.Doch auch Einzelpersonen haben im Rahmen ihrer Kirchenarbeit ihre Systemkritik geäußert.
Diesbezüglich ist u.a. der Pfarrer Oskar Brüsewitz* (am 30.5.1929 in Wilkischen bei Tilsit geboren) zu nennen, der auf stets überraschende Weise seinen Unwillen ausdrückte und sich letztendlich aus Protest gegen den Staat am 20.8.1976 auf dem Marktplatz der Stadt Zeitz lebendig verbrannte.



 

“Oskar Brüsewitz um 1975: Seine unkonventionelle Kinder- und Jugendarbeit erregen im Kreis Zeitz Aufmerksamkeit und werden durch das MfS sorgfältig beobachtet”7

 

Die Entwicklung der Kirche war der SED ein Dorn im Auge. Heute schätzt man, daß 5 Prozent der Kirchenmitarbeiter IM’s (Inoffizielle Mitarbeiter) der Staatssicherheit waren.8 Eigentliches Ziel war neben einer möglichst dichten Überwachung der unter dem Schutz der Kirche stattfindenden Aktivitäten jedoch langfristig der Untergang der Kirche und damit eine lückenlose Kontrolle aller Bürger der Gesellschaft.

 

 

Fußnoten:

1Maser, Peter, Die Kirchen in der DDR (Deutsche ZeitBilder), hg. v. d. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2000, S. 57.
2ebd., S. 57.
3ebd., S. 137.
4ebd., S. 137f.
5ebd., S. 139.
6ebd., S. 139f.
7ebd., S 116.
8Mählert, Ulrich, Kleine Geschichte der DDR (Beck’sche Reihe; Bd. 1275), 2. Aufl., München 1999, S. 142.